Wie in vielen afrikanischen Ländern sind auch in Eswatini LGBT Themen ein starkes soziales Tabu. 

Gleichgeschlechtliche Beziehungen sind noch immer in mehr als 70 Ländern weltweit illegal. Fast die Hälfte von ihnen in Afrika, wo Homosexualität im Großen und Ganzen tabu ist und die Verfolgung noch weit verbreitet ist.

In Südafrika ist Homosexualität legal. Sie wurde 2012 in Lesotho, 2015 in Mosambik und 2019 in Angola und Botswana entkriminalisiert.

Sonst überall sind homosexuelle Handlungen von Männern illegal. Lesbische Beziehungen bewegen sich in einer Grauzone.

Die Haltung gegenüber homosexuellen Männern und Lesben ist grundsätzlich äußerst konservativ. Homosexualität wird in der Öffentlichkeit nur selten diskutiert, nicht zuletzt, weil homosexuelle Beziehungen in traditionellen afrikanischen Gesellschaften nach wie vor ein kulturelles Tabu sind.

Wenn es als öffentliches Thema erscheint, kann nur selten mit Toleranz oder Solidarität gerechnet werden.

Der vormalige simbabwische Präsident Robert Mugabe war bekannt für zahlreiche Schimpfwörter gegen Homosexuelle. Und der damalige namibische Präsident Sam Nujoma sagte 2001: „Diejenigen, die in Namibia Homosexualität praktizieren, zerstören die Nation. Homosexuelle müssen in unserer Gesellschaft verurteilt und zurückgewiesen werden. ‘

LGBTIQ+ Eswatini

LGBT Szene in Eswatini

Es gibt natürlich LGBT-Swazis. Aber es gibt keine “fremde” schwule, lesbische, bi- oder transgender Kultur im Land und somit keine offiziellen Schwulen- Clubs bzw. ähnliches oder Treffpunkte für Reisende. 

Rechtliche Situation

Rechte von Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender in Eswatini sind begrenzt.

Es gibt keine Gesetzgebung, die LGBT-Personen anerkennt oder das Recht auf eine nicht heterosexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität schützt. Auch wenn das Sodomie Gesetz in der Praxis nicht durchgesetzt wird, Homosexualität ist in Eswatini nach wie vor illegal.

LGBT-Personen können in der Regel nicht offen über ihre Orientierung oder Geschlechtsidentität sprechen, da eine begründete Angst vor Ablehnung und Diskriminierung besteht. In Eswatini sind LGBT-Menschen regelmäßig gesellschaftlicher Diskriminierung ausgesetzt. Insoweit entscheiden sich viele gegen ein Coming-Out. 

Eswatinis junge öffentliche Bewegung

Rock of Hope ist eine in 2011 gegründete LGBT-Interessenvertretung in Eswatini.

Am 30. Juni 2018 fand Eswatinis erste von Rock of Hope ins Leben gerufene Parade “Pride” in Mbabane mit großem Erfolg statt. Die Veranstaltung begann mit einem Marsch (mit Polizeischutz), gefolgt von einem Picknick und einer Party. Ungefähr tausend Menschen nahmen daran teil. Die Veranstaltung erhielt beachtliche internationale und nationale Medienberichterstattung und erschien auf der Titelseite der beiden großen Swazi-Zeitungen. Die US-Botschafterin von Eswatini, Lisa J. Peterson, besuchte den Marsch.

Die zweite Parade fand am 22. Juni 2019. Aufgrund einiger Schwierigkeiten im Vorfeld allerdings mit deutlich weniger Teilnehmern als geplant. Lediglich rund 200 Personen nahmen teil.

Beide Veranstaltungen verliefen friedlich. Befürchtungen im Vorfeld, die Polizei könne die Veranstaltung eventuell auflösen, haben sich nicht realisiert. 

Die dritte Eswatini Pride war für den 20.06.2020 geplant, musste aber wie alle anderen Veranstaltungen in diesem Zeitraum wegen Corona abgesagt werden.  

In 2019 hat sich eine weitere Vereinigung gegründet. Sie wurde Melusi Simelane ins Leben gerufen: Eswatini Sexual and Gender Minorities (ESGM).

Vor allen auf den Facebook Seiten der beiden Organisationen ESGM und Rock of Hope kann man sich  über anstehende Veranstaltungen informieren. 

Ausserdem ist seit einiger Zeit auch TransSwati aktiv.

Gesetze zu gleichgeschlechtlichen sexuellen Handlungen in Eswatini 

Männliche Homosexualität ist in Eswatini verboten. Ein Gesetz gegen Sodomie steht noch in den Gesetzesbüchern in Eswatini, ein Überbleibsel britischer Vorschriften. 

Eswatinis Sodomiegesetz wird in der Praxis aber nicht durchgesetzt. Der Justizminister hat wiederholt erklärt, dass einwilligende Erwachsene strafrechtlich mit keiner Verfolgung zu rechnen haben.

Nach der Aufhebung des Sodomie-Gesetzes in Botswana forderte ein Leitartikel von AllAfrica im Juni 2019 Eswatini auf, diesem Beispiel zu folgen. Der Leitartikel merkte jedoch an, dass die Unterschiede zwischen den beiden Ländern kaum Raum für Diskussion bieten. Botswana ist eine Demokratie und Eswatini hingegen eine absolute Monarchie, die wegen einer offiziell schlechten Menschenrechtsbilanz und dem Verbot politischer Parteien ohnehin oft in der Kritik steht.

Gesetz über die Eheschließung und Adoption

LGBT-Paare können weder heiraten noch Kinder adoptieren.

Bekannte Diskriminierungsfälle

Im Jahr 2012 lehnte der ehemalige Außenminister Mgwagwa Gamedze einen Aufruf einer Arbeitsgruppe der Vereinten Nationen ab, ein Gesetz zum Schutz der LGBT-Bevölkerung zu erlassen. Gamedze sagte, daß so wenige, wenn überhaupt, Schwule in Eswatini leben würden, daß es die Mühe nicht wert sei, ein solches Gesetz zu erarbeiten.

Im März 2015 wurde eine 26-jährige lesbische Frau aus Nhlangano von einem Mann ermordet, der nicht in Gegenwart von Lesben sein wollte. Einige Monate zuvor wurde in der Stadt ein schwuler Mann ermordet. 

Im März 2019 wurde ein Pastor einer unbekannten Kirche suspendiert, nachdem er beschuldigt worden war, bisexuell zu sein. 

Im Juni 2019 weigerten sich Beamte, die neu gegründete Bewegung von Melusi Simelane “Eswatini Sexual and Gender Minorities (ESGM)” “aus moralischen Gründen” zu registrieren. Der Streit ist auch in 2023 noch nicht beendet.


Fazit: 

Als Besucher von Eswatini sollte man unter Berücksichtigung der geltenden Gesetzgebung sowie der vorherrschenden Haltung sich mit der gebotenen Zurückhaltung in der Öffentlichkeit verhalten.

Auf offensichtliche Zuwendungsbekundungen gleichgeschlechtlicher Paare in der Öffentlichkeit sollte verzichtet werden. 

Mit sonstigen Beeinträchtigungen ist nicht zu rechnen. Ein gemeinsames Hotelzimmer zu buchen ist zum Beispiel völlig unproblematisch. 

Übrigens:

Die südafrikanische Verfassung ist eine der wenigen in Afrika, die Diskriminierung aufgrund der sexuellen Ausrichtung ausdrücklich verbietet. In Kapstadt, Jo’burg, Pretoria und Durban gibt es eine sehr aktive schwule und lesbische Gemeinschaften und Szenen.

Die Mothercity Kapstadt ist ohne Zweifel der Mittelpunkt und die offenste schwule Stadt des Kontinents.