Die Thronfolge in Eswatini (vormals Swasiland/Swaziland) folgt ihren eigenen Regeln und Traditionen vergangener Jahrzehnte. Über sie entscheidet der sog. Liqoqo, nach dem Ableben des Königs.

Thronfolge im Falle des Ablebens des Königs

Der König kann weder zu Lebzeiten noch mit einer Verfügung nach seinem Tod seinen Nachfolger selbst ernennen.

Liqoqo

Liqoqo ist ein beratendes Gremium in Eswatini, das aus Führern der königlichen Familie, Mitgliedern der Regierung und anderen wichtigen Persönlichkeiten besteht. Es wurde 1978 von König Sobhuza II. eingerichtet, um ihm bei der Regierungsführung zu unterstützen.

Der Liqoqo hat in der Vergangenheit eine wichtige Rolle bei politischen Entscheidungen gespielt, insbesondere während der Zeit der absoluten Monarchie in Eswatini. Heutzutage hat das Liqoqo jedoch keine offizielle Macht mehr und fungiert hauptsächlich als ein Gremium für Diskussionen und Beratungen zu wichtigen Angelegenheiten des Landes.

Es ist die Aufgabe des unabhängigen traditionellen Sonderrats namens Liqoqo über die Thronfolge im Königreich Eswatini zu entscheiden.

Der Liqoqo ist ein innerer Rat aus 23 Mitgliedern der Königsfamilie und von Stammeshäuptlingen des Landes. Der Liqoqo ist das oberste traditionelle Beratungsgremium des Königreichs, das auch als Ständiger Ausschuss des Swazi-Nationalrats bekannt ist. Diese Gruppe regelt Angelegenheiten, die das traditionelle Recht und die Bräuche der Swazi betreffen.

Indlovukazi

Dieser Sonderrat entscheidet nach dem Ableben des Königs, welche Ehefrau des Königs nunmehr die “Große Frau” und “Indlovukazi” (Elefantin/Königsmutter) sein soll.

Der Sohn dieser “großen Frau” wird dann automatisch der nächste König des Königreichs.

Idealerweise hat diese Ehefrau des Königs auch nur einen Sohn.

Inkhosi, yinkhosi ngenina
a king is king through his mother
ein König wird König durch seine Mutter


Die “Große Frau” wird also erst nach dem Tod des Königs ausgewählt.

Was macht die Indlovukazi aus?

Es heißt, diese Frau muss einen guten Charakter haben. Der Charakter der Frau beeinflusst also maßgeblich die Chancen ihres Sohns, zum König des Landes aufzusteigen.

Nach der Swazi-Kultur kann also ein Sohn des Königs nicht neuer König des Landes werden, wenn seine Mutter keinen guten Ruf hat.

Die “große Frau” darf weiterhin nicht den Mädchennamen Nkhosi-Dlamini tragen, da Dlamini der Name des königlichen Hauses von Eswatini ist.

Sie darf auch nicht eine der rituellen Ehefrauen des Königs sein, weshalb der älteste Sohn (derzeit Siqalo Dlamini) folglich nie der neue König sein wird.

Der königliche Rat Liqoqo spielt also eine Schlüsselrolle bei der Auswahl und Bestimmung der Thronfolge im Königreich Eswatini.

Was macht den neuen König aus?

Der neue König muss unverheiratet sein, und wenn er noch minderjährig ist, übernimmt seine Mutter zunächst die Regentschaft bis der Kronprinz volljährig wird, um dann zum neuen König gekrönt zu werden.

Im Übrigen sind es die Eigenschaften und der Charakter seiner Mutter, die ihn zum König werden lassen.

Die rituellen Ehefrauen und die Clans – Tesulamsiti

Die ersten beiden Frauen eines Swazi-Königs werden von den Nationalräten für ihn ausgewählt. Diese beiden Ehefrauen haben spezielle Funktionen in den traditionelle Ritualen und ihre Söhne können niemals Könige werden, weil sie selbst nicht zur sog. großen Ehefrau ernannt werden können.

Die beiden rituellen Ehefrauen des derzeitigen Königs Mswati III. sind Inkhosikati LaMatsebula und Inkhosikati LaMotsa.

Die erste rituelle Ehefrau muss Mitglied des Matsebula-Clans sein, die zweite des Motsa-Clans, daher auch ihre Namen. Diese Frauen sind auch als “Tesulamsiti” bekannt.

Liphovela und Ludvendve

Eine königliche Verlobte heißt “Liphovela” oder “Braut”. Sie werden von Verlobten zu Vollfrauen, sobald sie schwanger werden, wenn der König sie dann gewöhnlich heiratet.

Die traditionelle Ehe, bekannt als “Ludvendve” (Ehe mit dem König), folgt jedoch erst später.

Polygamie

In der traditionellen Swazi-Kultur wird vom König erwartet, daß er eine Frau aus jedem Clan heiratet, um die Beziehungen zu jedem Teil des Landes zu festigen.

Dies bedeutet, daß der König viele Frauen haben muss, da in Eswatini viele verschiedene Clans leben.

Auch die Thronfolge erfordert, daß der König entsprechend viele Kinder, bzw. Söhne hervorbringt, um die Thronfolge im Falle seines Ablebens zu sichern.

Geschichte der Thronfolge in Eswatini

Eswatini war schon immer ein Land der Könige. Seit dem Aufbau der Nation hat eine Reihe von Königen das Volk geführt.

Während des 15. und 16. Jahrhunderts wanderten Afrikaner mit Nguni-Abstammung unter der Führung von Dlamini III und unter Ngwane III Mitte des 18. Jahrhunderts aus Zentralafrika nach Süden aus.

Einige von ihnen ließen sich in dem Gebiet nieder, das heute Shiselwini im südlichen Eswatini ist. Diese Leute, die Nkosi Dlamini, wurden dann später als Swazis bekannt. Heute noch werden beide Namen weiter verwendet.

Nkosi bedeutet König und Dlamini ist der Familienname der königlichen Familie.

Die königliche Linie von Dlamini stammt aus dem Jahr 1550.

Während der Regierungszeit von König Mbandzeni bauten die Briten 1879 das Zulu-Königreich ab. Um die Unabhängigkeit zu sichern und die Landnahme durch Südafrika zu vermeiden, veranlasste er eine Reihe von Weide-, Bergbau- und Handelskonzessionen. Dies zog dann allerdings auch skrupellose Opportunisten an und führte ironischerweise zum Verlust der territorialen Unabhängigkeit, als Konzessionen in der Landpartition von 1907 in Eigentumsrechte umgewandelt wurden.

Bis 1894 wurde das Königreich dann von einer provisorischen Regierung regiert, die sich aus Buren, Briten und Swazi zusammensetzte. Zu diesem Zeitpunkt wurde Eswatini (damals noch Swasiland) unter König Bhunu ein Protektorat Südafrikas, und als Großbritannien 1902 den Anglo-Burenkrieg gewann, verwaltete diese Macht das Land als Protektorat bis zur Unabhängigkeit des Landes im Jahr 1968.

Königin Gwamile, die Regentin war bis König Sobhuza II. den Thron bestieg, glaubte fest an Bücher und Bildung als Grundlage für das Wachstum der Nation.

Nach der Grundschule besuchte der junge Sobhuza, der Vater des heutigen Königs Mswati III, das Lovedale Mission College in der Kapprovinz von Südafrika.

Der junge Sobhuza mit seiner Mutter als er noch nicht für die Thronfolge vorgesehen war.

Der junge Sobhuza, 1907. Sobhuza mit seiner eigenen Mutter Lomawa Nxumalo. Bis 1921 regierte seine Großmutter während der britischen Ära die inneren Angelegenheiten der Swazi. (Bildnachweis: ENTC)

Shobuza II. wurde schliesslich der am längsten regierende Monarch der Welt und widmete sich während seiner gesamten Herrschaft der Wiedererlangung des verlorenen Landes und der Einrichtung eines Fonds, um dessen Rückkauf zu ermöglichen.

Retrospektiv sagen heute noch viele, dies war eine Zeit der Stabilität, des schnellen Wirtschaftswachstums und der Entwicklung.

Nach Sobhuzas Tod im Jahr 1982 wurde zunächst Königin Dzeliwe Regentin, bis der junge Erbe, Prinz Makhosetive (König Mswati III.), von der Sherborne School in England nach Hause zurückkehrte. Makhosetive bedeutet übrigens: King of Nations.

Im folgenden Jahr 1986 wurde Mswati III. im Alter von nur 18 Jahren als König von Eswatini (damals noch Swasiland) eingesetzt.

Mswati III. hat eine geänderte Verfassung aufgestellt und leitet eine Nation, in der alte Traditionen und Kultur Hand in Hand mit moderner Technologie, wirtschaftlicher Praxis und Infrastruktur arbeiten soll und zugleich Investoren aus aller Welt anzieht.

König Sobhuza II. hatte ca. 70 Ehefrauen und 210 Kinder – die Angaben hierzu wechseln allerdings. Zu seinem Tod sollen angeblich ca. 1.000 Enkelkinder zu verzeichnen gewesen sein.

Über entsprechend viele (Halb-) Geschwister verfügt der derzeitige König Mswati III.

König Mswati III. selbst ist 15 mal verheiratet und darüber hinaus verlobt.

Allerdings sind manche Ehefrauen bereits verstorben oder haben den königlichen Haushalt verlassen. Er hat mehr als 30 Kinder und 6 Enkelkinder (Stand: August 2022).

Es ist also ein gewisse Auswahl an potentiellen Großen Frauen sowie Thronfolgern vorhanden für den Fall des Ablebens des derzeitigen Königs. Im Übrigen ist davon auszugehen, dass er bis auf Weiteres auch weiterhin weitere Frauen zu Ehefrauen nehmen wird soweit Nachwuchs unterwegs ist.

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